In Gre­ven­broich soll künf­tig ei­ne Zu­lie­fer­ket­te für die Er­neu­er­ba­re-En­er­gi­en-In­dus­trie ge­bil­det wer­den. Das schlägt die CDU mit Blick auf den Struk­tur­wan­del vor. Sie hat die Ver­wal­tung zu ei­ner um­fang­rei­chen Ana­ly­se auf­ge­for­dert.

Die Zeit drängt: Steigt Deutsch­land schon 2030 aus der Braun­koh­le aus, muss die Stadt vor­be­rei­tet sein. In der von Kraft­wer­ken und Ta­ge­bau ge­präg­ten Kom­mu­ne gilt es Ar­beits­plät­ze zu er­hal­ten und neue zu schaf­fen. Ei­nen mög­li­chen Weg in die­se Rich­tung hat jetzt die CDU vor­ge­ge­ben. Ih­re Idee: Die in der Stadt und ih­rem Um­feld vor­han­de­ne Kom­pe­tenz im Be­reich der En­er­gie­wirt­schaft soll ge­bün­delt wer­den – mit dem Ziel, ei­ne Zu­lie­fer­ket­te für die im­mer wich­ti­ger wer­den­de Er­neu­er­ba­re-En­er­gi­en-In­dus­trie zu schaf­fen. „Für Gre­ven­broich könn­te das die Chan­ce sein, eu­ro­pa­weit zu ei­ner Vor­bild­re­gi­on des Struk­tur­wan­dels zu wer­den“, meint Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Wolf­gang Kai­ser.

Die En­er­gie­wen­de ist mit ge­wal­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen ver­bun­den. Ar­beits­plät­ze in ei­nem In­dus­trie­zweig, der jahr­zehn­te­lang die Re­gi­on präg­te, wer­den schon in we­ni­gen Jah­ren weg­fal­len und müs­sen durch neue er­setzt wer­den. „Heu­te sind re­vi­er­weit rund 9000 Men­schen di­rekt, et­wa dop­pelt so vie­le in­di­rekt in der Braun­koh­le be­schäf­tigt“, sagt der sach­kun­di­ge Bür­ger Klaus Lo­renz. Hin­zu kä­men min­des­tens 100.000 wei­te­re Mit­ar­bei­ter aus der en­er­gie­in­ten­si­ven In­dus­trie.

Die­se in der Re­gi­on vor­han­de­ne „ho­he Kom­pe­tenz der Be­schäf­tig­ten“ und die „her­vor­ra­gen­de Wett­be­werbs­stel­lung der Un­ter­neh­men“ gel­te es zu er­hal­ten und als Ba­sis für ei­ne po­si­ti­ve Ent­wick­lung der Stadt zu nut­zen. „Mit dem Aus­stieg aus der Braun­koh­le wer­den künf­tig An­la­gen zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung aus er­neu­er­ba­ren En­er­gi­en im­mer wich­ti­ger – al­so tech­no­lo­gisch an­spruchs­vol­le Pro­duk­te, die gut zum An­ge­bots­pro­fil vie­ler hei­mi­scher Un­ter­neh­men pas­sen“, sagt Wolf­gang Kai­ser. Da­zu zählt er auch Spei­cher­tech­no­lo­gi­en, in­klu­si­ve Was­ser­stoff.

In Gre­ven­broich und Um­ge­bung sei­en nach CDU-Mei­nung al­le Vor­aus­set­zun­gen vor­han­den, um „ein lo­kal an­ge­sie­del­tes, aber über­re­gio­nal be­deut­sa­mes Clus­ter mit Vor­bild­cha­rak­ter“ zu schaf­fen. „Da­für gilt es die Rah­men­be­din­gun­gen aus­zu­lo­ten, um ein Zu­lie­fe­rer-Netz­werk von eng zu­sam­men­ar­bei­ten­den Un­ter­neh­men, Dienst­leis­tern, For­schungs­ein­rich­tun­gen und auch der Ver­wal­tung zu schaf­fen“, sagt Klaus Lo­renz. Ge­ge­be­nen­falls kön­ne dies auch un­ab­hän­gig von RWE ge­sche­hen. Mit dem Es­se­ner Kon­zern soll­te zwar ei­ne en­ge Ko­ope­ra­ti­on an­ge­strebt wer­den, die aber soll­te nicht zu ei­ner Ab­hän­gig­keit füh­ren.

So sei ei­ne An­sied­lung ei­nes sol­ches Clus­ters auch nicht un­be­dingt auf ei­nem der künf­tig frei wer­den­den Kraft­werks-Area­le er­for­der­lich. „Es gibt auch noch an­de­re Stel­len im Stadt­ge­biet, die sich her­vor­ra­gend eig­nen wür­den“, meint Wolf­gang Kai­ser. Bei­spiel­haft nennt er den 85 Hekt­ar gro­ßen In­dus­trie­park, der an das in­ter­kom­mu­na­le Ge­wer­be­ge­biet „Els­bach­tal“ an­ge­dockt wer­den soll. „Al­lei­ne was die An­bin­dung an die Au­to­bahn 46 und die Bun­des­stra­ße 59 be­trifft, wä­re das ein her­vor­ra­gen­der Stand­ort.“

In ei­nem An­trag für den am 25. Ja­nu­ar ta­gen­den Aus­schuss für Struk­tur­wan­del, Ar­beit, Di­gi­ta­li­sie­rung und In­no­va­ti­on hat die CDU die Stadt­ver­wal­tung zu ei­ner Un­ter­su­chung der „Wert­schöp­fungs­ket­te Er­neu­er­ba­re En­er­gi­en“ auf­ge­for­dert. „Wie sind die Be­dar­fe von Her­stel­lern und Dienst­leis­tern? Wie leis­tungs­fä­hig sind un­se­re klei­nen und mitt­le­ren Un­ter­neh­men aus der En­er­gie­wirt­schaft? Wie vie­le Ar­beits­plät­ze könn­te ei­ne Zu­lie­fer­ket­te bie­ten? Wel­che Fach­kennt­nis­se sind – vor al­lem in der Braun­koh­len-In­dus­trie – vor­han­den, und wo sind Fort- und Wei­ter­bil­dun­gen er­for­der­lich, um weg­fal­len­de Ar­beits­plät­ze kom­pen­sie­ren zu kön­nen?“, stellt Wolf­gang Kai­ser nur ei­ni­ge von vie­len Fra­gen, die in ei­ner Ana­ly­se be­ant­wor­tet wer­den sol­len.

Ganz oh­ne ex­ter­ne Hil­fe müs­se das nicht im Rat­haus ge­stemmt wer­den, meint Klaus Lo­renz. „Be­kann­te und ziel­ori­en­tier­te In­sti­tu­te mit ent­spre­chen­den Re­fe­ren­zen sind be­reit und in der La­ge, be­last­ba­re Er­geb­nis­se zu den Fra­ge­stel­lun­gen zu lie­fern und da­mit ei­ne Hand­lungs­ba­sis für ei­nen po­si­ti­ven Ver­lauf des Struk­tur­wan­dels zu le­gen“, sagt der Hem­mer­de­ner, der als Ex­per­te auf dem Ge­biet der Wind­ener­gie gilt. Nach CDU-Mei­nung könn­ten die Kos­ten für die Ana­ly­se an­tei­lig oder ge­ge­be­nen­falls kom­plett über ei­nen Pi­lot­pro­jekt-An­trag in­ner­halb der Eu­ro­päi­schen Uni­on ge­deckt wer­den.

(Quelle: NGZ online)