Der Stadtverbands-Chef zieht die Konsequenz nach der verlorenen Kommunalwahl. Interesse an der Nachfolge im Amt zeigt die Landtagsabgeordnete Heike Troles. Ob Wolfgang Kaiser den Fraktionsvorsitz behält, lässt er noch offen.
Keine 24 Stunden nach dem Wahlverlust hat Wolfgang Kaiser die Konsequenz gezogen: Er wird am 24. Oktober offiziell sein Amt als Parteichef der CDU in Grevenbroich niederlegen „Aus freien Stücken“, wie der 59-Jährige betont. Ob er noch einmal seinen Hut für den Vorsitz der Ratsfraktion in den Ring werfen wird, ist noch nicht entschieden. „Das ich werde ich mir noch genau überlegen“, sagt der Neukirchener. Seinen Entschluss habe er am Montag Abend gegenüber dem Vorstand des Stadtverbandes kundgetan – „und da habe ich in einige verdutzte Gesichter geschaut“.
Wolfgang Kaiser will es wie ein Trainer einer Fußballmannschaft nach einem verlorenen Spitzenspiel halten. „Bevor nach Schuldigen in den eigenen Reihen gesucht wird, stelle ich mein Amt freiwillig zur Verfügung“, sagt der selbstständige Bauingenieur. „Ich mache den Weg frei, damit es unter neuem Vorsitz zu einer Aufbruchstimmung kommt.“ Schuldzuweisungen habe es nach dem Wahl-Desaster nicht gegeben – und er selbst habe sich auch nichts vorzuwerfen. Das Ergebnis der Grevenbroicher Union könne zwar keinesfalls befriedigen, im Kreisvergleich bilde es aber auch keine Ausnahme.

„Wir haben im Team gut gekämpft, und unser Bürgermeisterkandidat Michael Heesch hat alles richtig gemacht – er hat wirklich alles gegeben“, resümiert Wolfgang Kaiser. Allerdings sei es der CDU nicht gelungen, ihre Themen den Wählern nahe zu bringen, was letztlich zum Verlust von drei Ratsmandaten geführt habe. „Wir haben die Wahl am Montag Abend gemeinsam analysiert – natürlich gab es dabei auch Kritik, allerdings nicht an Personen. Zum Schluss habe ich dem Vorstand meine Entscheidung vorgestellt“, schildert Kaiser. Zwar sei versucht worden, ihn noch umzustimmen – doch: „Mein Entschluss steht fest.“

Für den 24. Oktober wird der CDU-Stadtverband eine Mitgliederversammlung ansetzen, in deren Rahmen der Parteivorsitzende nach mittlerweile fünfjähriger Amtszeit seinen Chef-Posten niederlegen wird. Dann soll auch über eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger entschieden werden. Namen werden in diesem Zusammenhang offiziell noch nicht genannt – „das alles ist ja noch ganz frisch“, sagt Kaiser.

In den nächsten Tagen will der 59-Jährige auch darüber entscheiden, ob er noch einmal seinen Hut für den Vorsitz der CDU im Grevenbroicher Rat in den Ring werfen wird. Spätestens bis zur konstituierenden Sitzung der Fraktion, die für den 1. Oktober terminiert wurde, will er diese Frage geklärt haben. „Das werde ich mir in den nächsten Tagen sehr gut überlegen“, kündigt Wolfgang Kaiser an.

Er habe die Entscheidung seines Parteichefs zur Kenntnis genommen, sagt der ehemalige Bürgermeisterkandidat Michael Heesch: „Kaiser möchte damit den Weg für einen Neuanfang bereiten – das nötigt mir hohen Respekt ab.“ Aus seiner Sicht sei Kaiser zu diesem Entschluss weder gedrängt noch getrieben worden – denn: „Die Wahl haben wir alle verloren. Dafür ist nicht eine einzelne Person verantwortlich“, sagt der Erste Beigeordnete. Das sei auch CDU-intern deutlich geworden: „Wir haben den Wahlkampf gemeinsam geführt. . .und wir haben im Team verloren – so sieht’s aus.“

Die am Sonntag erlittenen Verluste täten weh, beklagt Heesch. „Ich habe die CDU in Grevenbroich aufgebaut – und nun steht sie wieder an dem Punkt, an dem ich sie vor Jahren übernommen habe. Das ist für mich bitter und eine persönliche Niederlage“, gesteht er ein. Die SPD-Bürgermeister im Kreis hätten nicht zuletzt durch ihr Corona-Management punkten können und damit ihren Parteien helfen können – „dagegen hatte ich keine Chance“. Dennoch ist Heesch der Überzeugung, dass er im Wahlkampf der Union „mehr geholfen als geschadet“ habe.

Was den Fraktionsvorsitz betrifft: CDU-Urgestein Michael Heesch hat Wolfgang Kaiser dazu aufgefordert, „auf jeden Fall weiterzumachen“ – denn: „In schwierigen Zeiten wird Kontinuität gebraucht. Zwar leidet niemand mehr unter dem Ergebnis als er selbst – doch ich bin persönlich davon überzeugt, dass er weiter Verantwortung übernehmen und sich an der Aufbauarbeit beteiligen muss. Die Zukunft wird schon schwer genug.“

Die CDU-Mitglieder sind aufgefordert worden, ihre Vorschläge für den neuen Parteivorsitz zu formulieren. Eine die interessiert daran ist, ihren Hut in den Ring zu werfen, ist Heike Troles. „Bevor wir uns mit Personalien beschäftigen, werden wir jetzt noch einmal zwei Wochen unsere Kräfte bündeln und für den Landrat kämpfen“, sagt die Landtagsabgeordnete. Sie lässt aber durchblicken: „Wenn die Partei mich rufen sollte, stehe ich bereit, um Verantwortung zu übernehmen.“ Aus ihrer Sicht müsse die CDU in Grevenbroich nach der Kommunalwahl selbstbewusst neu aufgestellt werden. „Wegducken geht jetzt gar nicht“, sagt Troles.

Bei der SPD wurde der angekündigte Rücktritt von Wolfgang Kaiser am Montag „mit Respekt zur Kenntnis genommen“, wie Stadtverbands-Chef Daniel Rinkert betonte. Er dankte Kaiser „für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die es in den vergangenen Jahren durchaus gegeben hat“.

(Quelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/grevenbroich/kommunalwahl/kommunalwahl-in-grevenbroich-wolfgang-kaiser-legt-cdu-parteivorsitz-nieder_aid-53362943)